Gin hat eine lange und faszinierende Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Ursprünglich aus den Niederlanden stammend, hat sich diese Spirituose über die Jahrhunderte hinweg weltweit etabliert und ist heute eine der beliebtesten Basiszutaten in Cocktails. Doch wie kam es dazu?
Die Ursprünge des Gins
Die Geschichte des Gins beginnt mit dem Jenever (oder Genever), einem holländischen Wacholderbrand, der im 16. Jahrhundert in den Niederlanden und Belgien populär wurde. Fransiscus Sylvius, ein niederländischer Arzt, wird oft als der Erfinder des Gins bezeichnet. Sylvius stellte eine Destillation von Wacholderbeeren her, die als Heilmittel gegen verschiedene Beschwerden wie Magenprobleme und Nierenkrankheiten genutzt wurde. Diese frühe Form des Gins war jedoch nicht nur für medizinische Zwecke gedacht, sondern entwickelte sich später zu einem beliebten Getränk.
Gin wird nach England exportiert
Im 17. Jahrhundert gelangte der Genever durch den niederländischen König Wilhelm III. von Oranien-Nassau nach England. Als Wilhelm 1689 den englischen Thron bestieg, brachte er den Genever mit und setzte ihn am Hofe ein. Dies war der Beginn des Gins im englischen Raum.
Die britische Bevölkerung war sofort begeistert, und Gin erlebte in England eine rasante Popularität. Durch Steuererleichterungen und eine unregulierte Produktion blühte die Gin-Produktion im 18. Jahrhundert auf, was jedoch zu einer „Gin-Krise“ führte.
Die „Gin-Krise“ und ihre Folgen
Im 18. Jahrhundert erreichte der Gin-Konsum in England katastrophale Ausmaße. Besonders in den ärmeren Schichten tranken die Menschen zu viel Gin, was zu sozialen Problemen führte. Schätzungen zufolge tranken die Engländer während dieser Zeit mehr als 11 Millionen Gallonen Gin jährlich. Der unregulierte Markt und die Massenproduktion von minderwertigem Gin führten zu Alkoholexzessen und sozialen Unruhen.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, wurde der Gin Act von 1736 verabschiedet. Dieser Gesetzesentwurf erhob hohe Steuern auf Gin und regulierte die Produktion. Die Wirkung des Gesetzes war jedoch zunächst begrenzt, da viele Menschen weiterhin illegalen Gin produzierten.
Erst im 19. Jahrhundert, mit der Verbesserung der Destillationstechniken, konnten hochwertige Gins produziert werden. Die industrielle Revolution trug dazu bei, dass Gin wieder zu einer respektablen und hoch geschätzten Spirituose wurde.
Der moderne Gin
Im 19. Jahrhundert begann sich Gin weiter zu verfeinern, und es entstanden die ersten großen Marken, wie der London Dry Gin. Dieser Gin war trocken, klar und hatte einen deutlichen Wacholdergeschmack, der bis heute das Aushängeschild der Spirituose ist. Der London Dry Gin markiert den Übergang zu einem hochwertigen Produkt, das nicht nur als Medizin, sondern auch als Genussmittel betrachtet wurde.
In den letzten Jahrzehnten hat sich der Gin weltweit weiterentwickelt und erfreut sich insbesondere durch die "Craft Gin"-Bewegung immer größerer Beliebtheit. Heute gibt es hunderte verschiedene Gin-Sorten, die sich durch eine Vielzahl von Botanicals, Herstellungsverfahren und regionalen Einflüssen unterscheiden.
